Alle Beiträge von dorothee

Selbstliebe

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und das alles, was geschieht richtig ist. Von da an konnte ich ruhig sein.

Heute weiß ich, das nennt sich „SELBSTACHTUNG“.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.

Heute weiß ich, das nennt man „AUTHENTISCH-SEIN“.

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Tiefsinnig

…  Tiefsinnig ist jemand in dem Augenblick, in dem er seine symbolische Ausdrucksfähigkeit tief in der sinnlichen Erfahrung der Welt verwurzelt. Verwenden wir einen Baum als Bild, um das Verhältnis von symbolischem Ausdruck (z. B. in Form von Sprache) und Erfahrung zu beschreiben, so entspricht ein tiefsinniger Geist einem hohen Baum mit einer vielfach verästelten Krone, deren Blätter einzelne Konzepte und Ideen repräsentieren, die alle ihren Lebenssaft aus ihrer Verbindung mit den Wurzeln dieses Baumes ziehen, die tief in den Strom des Gegebenen (d.h. in einem gegebenem Augenblick Erfahrbaren) hineinreichen, wobei die Wurzeln seine Sinne repräsentieren, mit denen er den Strom des Gegebenen sinnlich erfährt. Das Potential zu Tiefsinn wächst also um so mehr, je weniger jemand sich scheut, tief in die Erfahrung einzutauchen. Geistige Tätigkeit und sinnliches Erleben werden nicht als einander ausschliessende Gegensätze verstanden, sondern einander bedingende Größen: Je tiefer die Wurzeln eines Baumes reichen, desto höher kann er wachsen. …

Charles W. Morris

Was heißt Sterben?

Ich stehe an einem Ufer.
Eine Brigg segelt in der Morgenbrise
und steuert aufs offene Meer.
Das ist ein herrlicher Anblick, und ich
stehe da und sehe ihr nach, bis sie
zuletzt am Horizont verschwindet.

Jemand neben mir sagt:
„Jetzt ist sie nicht mehr da.“
Nicht da! Wo dann?
Nicht da für meine Augen – das ist alles.
Die Ferne und das „Nicht-da-Sein“
sind auf meiner, nicht auf ihrer Seite.
Und gerade in dem Moment, da hier,
neben mir, einer sagt:
„Jetzt ist sie nicht mehr da“
gibt es andere, die sie kommen sehen,
und andere Stimmen rufen freudig aus:
„Da ist sie!“
Und das heißt Sterben.

Ein Leben nach der Geburt

Im Bauch einer schwangeren Frau sind drei Embryos.
Einer davon ist der kleine Gläubige, einer der kleine Zweifler und einer der kleine Skeptiker.

Der kleine Zweifler fragt:
„Glaubt ihr eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“

Der kleine Gläubige:
„Ja klar, das gibt es. Unser Leben hier ist nur dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir dann stark genug sind für das, was uns da erwartet.“

Der kleine Skeptiker:
„Blödsinn, das gibt es nicht. Wie soll denn das überhaupt aussehen, ein Leben nach der Geburt?“

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Jung sein

Die Jugend kennzeichnet nicht einen Lebensabschnitt, sondern eine Geisteshaltung; sie ist Ausdruck des Willens, der Vorstellungskraft und der Gefühlsintensität. Sie bedeutet Sieg des Mutes über die Mutlosigkeit, Sieg der Abenteuerlust über die Bequemlichkeit.

Man wird nicht alt, weil man eine gewisse Anzahl von Jahren gelebt hat: Man wird alt, wenn man seine Ideale aufgibt. Die Jahre zeichnen zwar die Haut – Ideale aufgeben aber zeichnet die Seele. Vorurteile, Zweifel, Befürchtungen und Hoffnungslosigkeit sind Feinde, die uns nach und nach zur Erde niederdrücken und uns vor dem Tod zu Staub werden lassen.

Jung ist, wer noch staunen und sich begeistern kann. Wer noch wie ein unersättliches Kind fragt: Und dann? Wer die Ereignisse herausfordert und sich freut am Spiel des Lebens.

Ihr seid so jung wie euer Glaube. So alt wie euere Zweifel. So jung wie euer Selbstvertrauen. So jung wie eure Hoffnung. So alt wie eure Niedergeschlagenheit.

Ihr werdet jung bleiben solange ihr Aufnahmebereit bleibt: empfänglich fürs Schöne, Gute und Große; empfänglich für die Botschaften der Natur, der Mitmenschen, des Unfasslichen. Sollte eines Tages euere Herz geätzt werden von Pessimismus, zernagt von Zynismus, dann möge Gott erbarmen haben mit eurer Seele – der Seele eines Greises.

Douglas Mac Arthur

Gespräch zwischen Kerze und Zündholz

Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: „Ich habe den Auftrag dich anzuzünden.“

„Oh nein“, erschrak die Kerze, „nur das nicht! Wenn ich brenne sind meine Tage gezählt. Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern.“

Das Zündholz fragte: „Aber willst du denn ein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?“

„Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften“, flüsterte die Kerze unsicher und voller Angst.

„Es ist wahr“, entgegnete das Zündholz, „Aber genau das ist doch das Geheimnis unserer Berufung. Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann ist wenig. Zünde ich dich nicht an, so verpasse ich den Sinn meine Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu entfachen. Du bist die Kerze, du sollst für andere leuchten und Wärme schenken.
Alles was du an Schmerz und Leid und Kraft hineingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst wirst du sterben.“

Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung:

„Ich bitte dich zünde mich an …!“

Verschwenderische Sonne

Die Sonne reiste in ihrem Feuerwagen über den Himmel, froh und glorreich warf sie ihre Strahlen in alle Richtungen zum großen Ärger einer gewittrig gelaunten Wolke, die brummte:
„Verschwenderin, Vergeuderin, wirf nur deine Strahlen alle weg, du wirst schon sehen, was dir dann übrig bleibt.“

Jede Traube in den Weinbergen, die an den Reben reifte, stahl sich einen Strahl in der Minute oder sogar zwei; und da war kein Grashalm, keine Spinne, keine Blume und kein Wassertropfen, der sich nicht seinen Teil genommen hätte.

„Lass dich nur von allen bestehlen: Du wirst schon sehen, wie sie es dir danken werden, wenn du nichts mehr hast, das man dir stehlen könnte.“

Die Sonne reiste vergnügt weiter und schenkte Millionen und Milliarden Strahlen, ohne sie zu zählen. Erst bei ihrem Untergang zählte sie die Strahlen, die sie noch hatte: Und siehe, es fehlte kein einziger. Die  Wolke löste sich vor Überraschung in Hagel auf. Und die Sonne verschwand vergnügt im Meer.

Gianni Rodari

Das Geschenk des Rabbi

Es war einmal ein Kloster, für das schwere Zeiten angebrochen waren.
Einst ein großer Orden, waren alle seine Bruderhäuser verlorengegangen als Folge der Wogen klosterfeindlicher Verfolgung im 17. und 18. Jahrhundert und der Säkularisation im 19. Jahrhundert.

Er war bis zu einem solchen Ausmaß dezimiert worden, daß nur noch fünf Mönche übrigblieben im zerfallenden Mutterhaus: der Abt und vier andere, alle Über 70 Jahre alt.
Es war klar, daß es ein sterbender Orden war.

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