Verwandlung

von Dorothee Bornath

Als ich am Neujahrstag erwachte, stellte ich fest, dass ich mich in eine Harfe verwandelt hatte.

Ich fand ja Harfen schon immer faszinierend, aber das ist nun doch sehr merkwürdig. Na ja, auch mal eine interessante Erfahrung. Immerhin bin ich ein ziemlich wertvolles Instrument und eher edel.

Mein Klang hängt nun vollständig davon ab, wer mich wie berührt. Als Mensch war das wohl ähnlich aber nicht immer so deutlich zu hören.

Sooooo viele verschiedene Saiten, …. auch das durchaus mit einem Menschen vergleichbar.

In Meinem Schlafzimmer sieht es aus wie immer, nur das ich mich nicht bewegen kann. Die Frau die unter mir wohnt läuft wie immer durch ihre Wohnung. Die Vibration lässt meine Saiten sacht schwingen. Zu hören ist das für Menschen vermutlich kaum. Für mich fühlt sich das lustvoll an. Vom Leben in Schwingung versetzt!

Wie sich das wohl erst anfühlt, wenn jemand meine Saiten berührt und auf mir spielt, oder wenn ich draußen bin und den Wind fühle?!

Dieses Jahr wollte ich eigentlich drei Tage entweder in einer Erdhöhle verbringen oder in einem Baumhaus. Die Erdhöhle fällt jetzt aus, da passe ich gar nicht durch die Tür. An das Baumhaus dachte ich wegen dem Kontakt zur Luft. Dafür bin ich jetzt allerdings geradezu geschaffen. Und das Baumhaus hat eine Art Terrasse auf der ich gut stehen könnte.

Die Vorstellung oben zwischen den Baumwipfeln im Wind zu stehen und mit den Blättern gemeinsam zu klingen. Aufregend! Wie sich der Nachtwind wohl von dem am Tage unterscheidet?

Frieren kann ich als Harfe nicht, das scheint mir ein echter Vorteil. Auch essen brauche ich nicht und aufs Klo muss ich auch nicht.

Die Herausforderung wird sein, jemanden zu finden der mich hoch auf die Plattform bringt.

Mit einem Seilzug sollte das locker gehen.

Nur, … wer ist feinfühlig genug zu erkennen wo ich hin will????

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