Geschichten als Nahrung

… Das Geschichtenerzählen schafft einen heiligen und zeitlosen Ort, an dem die Vergangenheit und die Gegenwart sich im Dienste der Zukunft miteinander verbinden. Die Geschichten werden zu unserem Soundtrack, der unsere Verhaltensweise steuert und unsere Identität formt. Eine gut erzählte Geschichte enthält mit Gefühlen angereicherte Gesten, Ausdrücke und Gedanken, die von Konflikten zu Lösungen führen.

… Wenn liebevolle andere Menschen ihre Gehirne mit unseren eigenen verbinden, kann das Ergebnis eine wichtige Integration sein, bei der das Ganze viel gößer ist als die Summe seiner Teile.

… Im Grunde genommen kann jede einfühlsame Person die Identität anderer modifizieren, indem sie ihnen dabei hilft, ihre Geschichten zu überarbeiten.

… Geschichten helfen uns auch dabei, uns daran zu erinnern wer wir sind. Wenn unsere Selbsterzählungen positiv und optimistisch sind, unterstützen sie Wohlbefinden und geistige Gesundheit. Wenn sie negativ sind und Scheitern voraussagen, können sie sich negativ auf unsere Gesundheit, unseren sozialen Status und unser Selbstbild auswirken.

… Das Leben ist eine Reihe von Geschichten, die wir über uns selbst erzählen. Und wenn wir älter werden, behandeln diese Geschichten bestimmte Themen. Ein Thema ist die Integration von Verlust – Verluste von Familienmitgliedern, Freunden, körperlichen Fähigkeiten und der Orte und Zeiten, die nur in unseren Erinnerungen übeleben. Diese Erzählungen sind wesentliche Aspekte unseres Vermögens, Verluste zu verstehen und zu betrauern und mit dem Leben fortzufahren. Ein weiteres Thema ist die Integration dessen, was wir erreicht haben, und unsere Emanzipation von unerreichbaren und unwichtigem. Die körperliche Kräfte und  der Wert weltlicher Erfolge verschwinden allmählich aus dem Blickpunkt der Aufmerksamkeit, und die Geschichte des Selbst wird mit einem auf Herz und Geist liegenden Schwerpunkt neu geschrieben. Genau wie in jeder guten Geschichte muss es ein Verständnis für den Prozess geben – und für die Siege und Niederlagen, das Geliebte und Verlorene, und schließlich ein Gefühl der Vollendung.

… Das Erzählen von Geschichten kann dabei helfen, Erinnerungen an die Vergangenheit in das Hier – und – Jetzt – Bewusstsein zu integrieren, es kann Vertrauen schenken und Strategien für den Umgang mit Herausforderungen in der Gegenwart liefern. Ereignisse beginnen eine neue und beruhigende Ordnung anzunehmen wenn sie aufs neue durchdacht und als eil eines Gesamtbildes gesehen werden. …

aus: “Ein gesundes alterndes Gehirn” von Louis Cozolino

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