Bürgermeister Kandidatur

… derzeit erhole ich mich von einem Ausflug in die Politik. Ich habe für das Amt der Bürgermeisterin in Wiesenburg kandidiert. Diese Entscheidung führte dazu, dass ich einige Monate komplett “außerhalb meiner Komfortzohne” verbrachte. Ich wurde nicht gewählt. Nun bin ich damit beschäftigt meine Erfahrungen zu sortieren, auszuwerten und zu verdauen…

Im Juni wurde öffentlich, dass die derzeitige Bürgermeisterin, die ich sehr schätze, ihr Amt niederlegen wird. Es war nicht absehbar wie es in Wiesenburg weiter gehen würde, niemand schien dieses Amt übernehmen zu wollen.

Viele Menschen haben mich gefragt, ob ich nicht Bürgermeisterin werden wolle. Erst war ich nur  dankbar für die Wertschätzung die mir damit entgegen gebracht wurde. Und ich erinnerte mich an einen alten Traum. Denn früher, als ich in Hessen und Rheinland Pfalz Dorferneuerungs-Prozesse moderiert habe, war ich von einigen Dörfern und BürgermeisterInnen beeindruckt und  begeistert. Damals habe ich immer wieder gesagt ich würde gerne Bürgermeisterin werden.

Als mich dann sogar die derzeitige Bürgermeisterin, Frau Klembt fragte, ob ich nicht kandidieren wolle, begann ich ernsthaft darüber nachzudenken. Denn, wenn jemand beurteilen kann was dieses Amt bedeutet, dann diese Frau. Ich habe viele Gespräche geführt und bin nach und nach zu der Entscheidung gekommen, das mich die Herausforderung reizt.

Ich erklärte mich bereit für eine radikale Veränderung. Meine Selbständigkeit aufzugeben und hauptamtlich für Wiesenburg/Mark zu wirken. Die Verwaltung zu führen und die Gemeinde zu repräsentieren. 60 bis 70 Stunden Arbeitszeit sind “normal” für Bürgermeister. In Wiesenburg/Mark leben etwa 4500 Menschen in 14 Ortsteile auf 218 Quadratkilometer.

Anfang August war es öffentlich und drei Kandidaten standen zur Wahl. Ich hatte echte Chancen gewählt zu werden. Sehr viele Menschen unterstützten und ermutigten mich.

Es begann eine unglaublich intensive und herausfordernde Zeit. Webseiten Erstellung, kennenlernen der Verwaltungsabläufe  und der politischen Strukturen in Wiesenburg, Wahlveranstaltungen, Interviews und Pressetermine, …

Wo immer ich auftauchte war ich eine “öffentliche Person”. Ich war auf allen Ebenen gefordert. Obwohl ich als Moderatorin sehr geübt bin öffentlich aufzutreten und beispielsweise vor vielen Menschen zu sprechen, war es ganz neu und aufregend mich selbst darzustellen und für mich zu werben.

Je näher die Wahl rückte desto mehr erfuhr ich die Bedeutung von “Wahlkampf“. In den letzten Wochen vor der Wahl zeichnete sich ab, dass große Teile der Bürgerschaft den Kandidaten von außerhalb favorisierte, der im Gegensatz zu mir politisch sehr geschickt agieren konnte. Meine sachliche Vorgehensweise und dass ich meinen Schwerpunkt auf das Thema “Bürgerbeteiligung” legte, kam nicht an.

Bei der Wahl am 12. Oktober bekam ich 5,8% der Stimmen und wurde überraschend deutlich nicht gewählt. Das war erstmal schwer zu schlucken. Daneben bin ich auch erleichtert, weil “der Kelch an mir vorüber gegangen ist”.

Ich bin gespannt auf die Zusammenarbeit mit dem Neuen, der im Januar sein Amt als Bürgermeister antreten wird und hoffe das Beste für Wiesenburg/Mark. Nun bleibe ich also engagierte Bürgerin.

Das war er, mein  lehrreicher und ernüchternder Ausflug in die Politik. Diese stürmischen Monate bergen viele Schätze. Da gibt es noch einiges zu sortieren, auszuwerten und zu verdauen…

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