Ordnung – Eugen Roth

Ein Mensch, mit furchtbar vielen Sachen,
Will eines Tages Ordnung machen.
Doch dazu muss er sich bequemen,
Unordnung erst in Kauf zu nehmen:
Auf Tisch, Stuhl, Flügel, Fensterbrettern
ruhen ganze Hügel bald von Blättern.
Denn will man Bücher, Bilder, Schriften,
In die gemäße Strömung driften
Muß man zurück gehen zu den Quellen,
um gleiches, gleichem zu gesellen.

Für solche Taten reicht nicht immer,
Das eine, kleine Arbeitszimmer:
Schon ziehen durchs ganze Haus die kühnen
Papier-staubigen Wanderdühnen.
Und trotzen allen Spott und Hassen
Durch strenge Zettel: Liegen lassen!

Nur scheinbar wahllos ist verstreut,
Was schon als Ordnungszelle freut;

Doch will ein wiederspenstig Päckchen
Nicht in des sanften Zwanges Jäckchen.
Der Mensch der schon so viel gekramt,
An diesem Pack ist er erlahmt.
Er bricht vor der Vollendeung knapp,
Das große Unternehmen ab,
Verräumt nur, das es auch wo liegt,
Den ganzen Wust: Das Chaos siegt!

Eugen Roth

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert