Archiv der Kategorie: Texte, Gedichte und Gebete

Texte, Gedichte und Gebete:
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Selbstliebe

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und das alles, was geschieht richtig ist. Von da an konnte ich ruhig sein.

Heute weiß ich, das nennt sich „SELBSTACHTUNG“.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.

Heute weiß ich, das nennt man „AUTHENTISCH-SEIN“.

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Tiefsinnig

…  Tiefsinnig ist jemand in dem Augenblick, in dem er seine symbolische Ausdrucksfähigkeit tief in der sinnlichen Erfahrung der Welt verwurzelt. Verwenden wir einen Baum als Bild, um das Verhältnis von symbolischem Ausdruck (z. B. in Form von Sprache) und Erfahrung zu beschreiben, so entspricht ein tiefsinniger Geist einem hohen Baum mit einer vielfach verästelten Krone, deren Blätter einzelne Konzepte und Ideen repräsentieren, die alle ihren Lebenssaft aus ihrer Verbindung mit den Wurzeln dieses Baumes ziehen, die tief in den Strom des Gegebenen (d.h. in einem gegebenem Augenblick Erfahrbaren) hineinreichen, wobei die Wurzeln seine Sinne repräsentieren, mit denen er den Strom des Gegebenen sinnlich erfährt. Das Potential zu Tiefsinn wächst also um so mehr, je weniger jemand sich scheut, tief in die Erfahrung einzutauchen. Geistige Tätigkeit und sinnliches Erleben werden nicht als einander ausschliessende Gegensätze verstanden, sondern einander bedingende Größen: Je tiefer die Wurzeln eines Baumes reichen, desto höher kann er wachsen. …

Charles W. Morris

Was heißt Sterben?

Ich stehe an einem Ufer.
Eine Brigg segelt in der Morgenbrise
und steuert aufs offene Meer.
Das ist ein herrlicher Anblick, und ich
stehe da und sehe ihr nach, bis sie
zuletzt am Horizont verschwindet.

Jemand neben mir sagt:
„Jetzt ist sie nicht mehr da.“
Nicht da! Wo dann?
Nicht da für meine Augen – das ist alles.
Die Ferne und das „Nicht-da-Sein“
sind auf meiner, nicht auf ihrer Seite.
Und gerade in dem Moment, da hier,
neben mir, einer sagt:
„Jetzt ist sie nicht mehr da“
gibt es andere, die sie kommen sehen,
und andere Stimmen rufen freudig aus:
„Da ist sie!“
Und das heißt Sterben.

Jung sein

Die Jugend kennzeichnet nicht einen Lebensabschnitt, sondern eine Geisteshaltung; sie ist Ausdruck des Willens, der Vorstellungskraft und der Gefühlsintensität. Sie bedeutet Sieg des Mutes über die Mutlosigkeit, Sieg der Abenteuerlust über die Bequemlichkeit.

Man wird nicht alt, weil man eine gewisse Anzahl von Jahren gelebt hat: Man wird alt, wenn man seine Ideale aufgibt. Die Jahre zeichnen zwar die Haut – Ideale aufgeben aber zeichnet die Seele. Vorurteile, Zweifel, Befürchtungen und Hoffnungslosigkeit sind Feinde, die uns nach und nach zur Erde niederdrücken und uns vor dem Tod zu Staub werden lassen.

Jung ist, wer noch staunen und sich begeistern kann. Wer noch wie ein unersättliches Kind fragt: Und dann? Wer die Ereignisse herausfordert und sich freut am Spiel des Lebens.

Ihr seid so jung wie euer Glaube. So alt wie euere Zweifel. So jung wie euer Selbstvertrauen. So jung wie eure Hoffnung. So alt wie eure Niedergeschlagenheit.

Ihr werdet jung bleiben solange ihr Aufnahmebereit bleibt: empfänglich fürs Schöne, Gute und Große; empfänglich für die Botschaften der Natur, der Mitmenschen, des Unfasslichen. Sollte eines Tages euere Herz geätzt werden von Pessimismus, zernagt von Zynismus, dann möge Gott erbarmen haben mit eurer Seele – der Seele eines Greises.

Douglas Mac Arthur

Achte gut auf diesen Tag

Achte gut auf diesen Tag, denn er ist das Leben –
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf liegt alle Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens, die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
Das Heute jedoch – recht gelebt –
macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück
und das Morgen zu einer Vision voller Hoffnung.
Darum achte gut auf diesen Tag.

aus dem Sanskrit

Nicht wir

Es sind nicht wir, die einen Zustand erreichen.
Es ist der Zustand, der uns erreicht.

Es sind nicht wir, die Stille erschaffen.
Es ist die Stille, die uns durchdringt.

Lasst es uns erlauben, dass die Freiheit uns wieder auffrischt,
sie in uns eindringt, in uns Platz nimmt für einige Momente,
uns verlässt, zu uns zurückkommt…

Dies ist das Schwierigste zu erreichen:
die Akzeptanz der Freiheit der Bewegung,
der Kreativität des Lebens –
zu verstehen, dass ein unveränderlicher Zustand,
so wundervoll er auch sein mag,
mit dem Leben nicht vereinbar ist.

Daniel Odier

Entwicklung

Man muss den Dingen
Die eigene, stille, 
ungestörte Entwicklung lassen,
’die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt 
oder beschleunigt werden kann;

alles ist austragen – 
und dann 
Gebären…
Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen 
des Frühlings steht,
ohne Angst, 
dass dahinter kein Sommer 
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, 
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit …

Man muss Geduld haben, 
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben, 
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache 
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages 
in die Antwort hinein.

Rainer Maria Rilke

Tod und Liebe

Nur der Tod und die Liebe
ändern die Dinge
darum such´ ich das Ende
allen Wissens
die Stille inmitten des Lärmes
die Leere in aller Fülle
den Abschied von aller Gewohnheit
und sterbe
hinein ins Fühlen von dem
was die Liebe ist

Daniéle Nicolet Widmer

Stufen

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and’re, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten!

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

und traulich eingewohnt, 
so droht Erschlaffen!

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:

des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse