Lied der Dankbarkeit

Wenn der Grosse Dynamo,
der die Räder der Jahreszeiten und der Jahre antreibt,
den Herbst einmal mehr in den Winter verwandelt,
in dieser Jahreszeit des Erntedanks
sagen wir Dank für alle Jahreszeiten.

Für den Winter,
der die Bäume zu ihrer eigentlichen Form entkleidet,
für den harten, tiefen  Winter
sagen wir Dank.
Mögen wir loslassen und zu strahlen beginnen
wie Sterne in einer klaren Frostnacht,
je mehr wir entkleidet werden, von dem wir meinten,
nicht ohne es  sein zu können.

Für den Frühling,
der hervor bricht, genau dann, wenn wir meinen,
dass der Winter nie aufhören wird,
für den unbezähmbaren Frühling
sagen wir Dank.
Mögen wir nie die verkrüppelten, windgepeitschten
Bäume vergessen,
wie auch sie knospen, grünen und blühen.
Mögen auch wir den Mut haben zu blühen,
da wo wir hingepflanzt sind.

Für den Sommer,
wenn die Frucht immer mehr zu reifen beginnt,
für die grüne, anschwellende Flut des Sommers
sagen wir Dank.
Mögen wir darauf vertrauen, dass die Zeit nicht abläuft,
sondern zur Erfüllung kommt,
mögen wir geduldig warten, während die Zeit reift.

Für den Herbst
und seine langsam wachsende Reife,
für diese Jahreszeit des letzten Aufstiegs und Falls
sagen wir Dank.
Mögen wir würdevoll das Ereignis unseres eigenen Fallens erlangen,
uns gerade genug Zeit geben, um über die Zeit hinaus zu gelangen
zum grossen Jetzt
in der ruhigen Mitte der drehenden Räder.

Wir sagen Dank für alle Jahreszeiten
in dieser Jahreszeit des Erntedanks.

Bruder David Steindl Rast

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